Pflegeimmobilien – Nischenmarkt mit Perspektive
Der Markt für Pflegeimmobilien erlebt einen bemerkenswerten Aufschwung, angetrieben durch eine erhöhte Nachfrage von institutionellen Investoren, die sich auf das nahende Rentenalter der Baby-Boomer-Generation vorbereiten. Diese demografische Entwicklung macht den Bedarf an Pflegeeinrichtungen zu einer Gewissheit, wodurch sich für Investoren Chancen eröffnen. Gemeinden sind primär für die Bedarfsplanung verantwortlich, jedoch fehlt es ihnen oft an Kapital, um Pflegeimmobilien selbst bereitzustellen. Dies führt zu einer Lücke im Markt, die von Investoren gefüllt werden kann.
Die Pflegefinanzierung ist ein komplexes System, das aus verschiedenen Quellen besteht, darunter die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP), Beiträge der Versicherten und Ausgleichszahlungen von Kantonen und Gemeinden. Die Kostenstruktur ist dreigeteilt und umfasst auch Tarife für Zusatzleistungen wie Betreuungspauschalen und Hotellerietaxen, die nicht normiert sind und von den Pflegeeinrichtungen festgelegt werden. Die Pflegefinanzierung unterliegt einem politischen Prozess, der sich auf die jährlich festgelegten Tarife oder Normkosten der Kantone auswirkt. Investoren müssen sich dieser Dynamik bewusst sein und die potenziellen Auswirkungen auf ihre Investitionen berücksichtigen.
Teuerung und Fachkräftemangel sind weitere Herausforderungen, die den Pflegemarkt beeinflussen. Die gestiegenen Kosten für Energie und Materialien sowie der Wettbewerb um Pflegefachkräfte führen zu höheren Personalkosten, die einen erheblichen Anteil am Umsatz von Pflegeeinrichtungen ausmachen. Dies kann die Rentabilität der Einrichtungen beeinträchtigen und erfordert eine sorgfältige Kostenanalyse seitens der Investoren.
Trotz dieser Herausforderungen bleiben Pflegeimmobilien ein attraktives Investment, das langfristig stabile Renditen bieten kann. Durch lange Vertragslaufzeiten und geringen Managementaufwand erscheinen sie risikoarm, was das Interesse von Investoren weiter steigert. Allerdings gibt es potenzielle Stolperfallen, wie etwa die Abhängigkeit von einem einzelnen Betreiber und mögliche Informationsasymmetrien bei Vertragsabschlüssen. Eine gründliche Analyse der Ertragslage und ein kontinuierlicher Austausch mit den Betreibern sind daher unerlässlich.
Insgesamt bieten Alters- und Pflegeheime aufgrund der demografischen Entwicklung langfristig attraktive Investitionsmöglichkeiten. Investoren sollten jedoch die spezifischen Herausforderungen des Marktes verstehen und geeignete Strategien entwickeln, um Risiken zu minimieren und langfristigen Erfolg zu gewährleisten.
IMMOBILIA Januar 2024, Zusammenfassung vom Artikel „Pflegeimmobilien – Nischenmarkt mit Perspektive?“ Text von Julian Slickers & Sönke Thiedemann